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Im Alter arm oder armutsgefährdet?

Als armutsgefährdet gilt in der EU, wer als Erwachsener unter 60 Prozent des Durchschnitts­einkommens seines Landes zur Verfügung hat. In Deutschland lag die Armutsgefährdungsschwelle im Jahr 2022 bei 1.189 Euro monatlich für einen Einpersonenhaushalt und bei 2.496 Euro für einen sogenannten Mehrpersonenhaushalt. Wer mit weniger Geld im Monat auskommen muss, ist laut Statistik von monetärer Armut bedroht. Darunter fallen aktuell 17,5 Prozent der deutschen Senioren und besonders der Seniorinnen.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Frauen über 65 sind stärker armutsgefährdet als gleichaltrige Männer.

Viele Rentnerinnen und Rentner leben in Deutschland an der Armutsgrenze, das belegen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Besonders betroffen sind Frauen und Witwen. Sie erhalten im Schnitt nur halb so viel Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Rentenlücke entsteht unter anderem durch Baby- und Erziehungspausen von Frauen, durch Teilzeitarbeit und Minijobs und durch die höhere Lebenserwartung von Frauen. Die Folge: Vielen Rentnerinnen bleiben keine finanziellen Mittel für Hobbys, für Ausflüge mit den Enkeln oder für die dringend notwendige neue Brille. Manchmal reicht das Geld am Monatsende nicht einmal mehr für den Einkauf im Discounter. Frauen müssen sich zwingend besser absichern.

Wenn der soziale Abstieg im Alter droht

Die Altersforscherin Irene Götz von der Ludwig-Maximilians-Universität München hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Abhandlung ältere Frauen zu deren knapper Einkommenslage befragt. In einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ beschreibt sie ein erschreckendes Bild der Situation: „Unsere Gesprächspartnerinnen konnten ihre Existenz oft nur durch rigorose Sparmaßnahmen sichern: Manche heizten nur noch ein Zimmer in ihrer Wohnung, [...] suchten den ganzen Tag nach billigen Lebensmitteln, kochten Kohlrabiblätter aus, die im Supermarkt weggeworfen wurden, oder ließen ihre Zahnschmerzen nicht mehr behandeln.“ Dabei stammen viele der befragten Frauen eigentlich aus der finanziellen Mittelschicht. Götz berichtet, der soziale Abstieg habe häufig mit einer Scheidung und den höheren Kosten eines Single-Haushalts begonnen. Die Frauen, die häufig aufgrund von Haushaltsführung und Kindererziehung jahrelang keinem geregelten Job nachgingen, fanden auch nach der Scheidung keine geeignete Arbeit, um ihr Alter abzusichern.

Wachsende Altersarmut bei alleinstehenden Frauen

Fällt eine finanzielle Unterstützung Angehöriger zum Beispiel durch Scheidung weg, ist das Armutsrisiko für Seniorinnen, die nicht selbst vorgesorgt haben, groß. Auch beim Tod des Partners ist zu beachten: Eine Witwenrente hat nicht dieselbe Höhe wie die vom Partner eigentlich erwirtschaftete Rente. Die Statistik zeigt: Jede fünfte alleinlebende Frau über 65 muss mit weniger als 900 Euro monatlich auskommen. Wie soll das weitergehen? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung haben den Verlauf in einer Studie der Bertelsmann Stiftung einmal hypothetisch errechnet: Bis zum Jahr 2036 steigt demnach der Anteil der jeweils 67-jährigen alleinstehenden Frauen, die von staatlichen Leistungen abhängig sind, stark an. Aus 16,2 Prozent armutsgefährdeten alleinstehenden Rentnerinnen im Untersuchungsjahr 2016 werden laut Prognose 27,8 Prozent im Jahr 2036.

Raus aus der finanziellen Abhängigkeit

Jede vierte Frau ist finanziell abhängig – auch bei jungen Paaren! Das besagt eine Broschüre zum Thema „Ältere Menschen in Deutschland“ des Statistischen Bundesamts. Traditionelle Rollenmuster wandeln sich hierzulande offenbar viel zu langsam: Bei den Paaren über 65 leben 25 Prozent der Frauen überwiegend von den Einkünften der Angehörigen. Und auch bei Paaren jüngerer Generationen lebt rund ein Viertel überwiegend von den Einkünften Angehöriger, belegt die Broschüre. Dieses Bild muss sich dringend ändern: Frauen, die verhindern wollen, dass ihr Geld im Alter knapp wird, sollten unbedingt eigenständig vorsorgen. Wir beraten Sie gern dazu, wie Sie sich finanziell unabhängig aufstellen.

So können Sie Altersarmut verhindern

Frauen können sich am besten vor Altersarmut schützen, indem sie ihre Absicherung möglichst früh in die eigenen Hände nehmen. Die Finanzexpertin und Deka-Volkswirtin Dr. Gabriele Widmann nennt das einen „gesunden Egoismus“, mit dem Frau regelmäßig für sich selbst Geld anlegen sollte. So kann es gelingen, auch im Alter finanziell unabhängig und nicht zum Beispiel auf die Unterstützung der eigenen Kinder angewiesen zu sein.

Früh und regelmäßig vorsorgen

Auch anfangs kleine Beträge können sich übrigens bis zum Rentenbeginn zu einer stattlichen Summe entwickeln. Korina Dörr, Leiterin des Beratungsdienstes Geld und Haushalt, rät vor allem zu regelmäßigem Sparen – unabhängig von der Sparsumme: „Man sollte den Sparanteil für die Altersvorsorge möglichst früh und dauerhaft in sein Budget einplanen. So schiebt man diese wichtige Absicherung nicht ständig auf.“

Grundsicherung im Alter beantragen

Sie sind schon verrentet, aber Ihre gesetzliche Rente reicht nicht aus, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten? Der Staat unterstützt Sie, ergänzend zu Ihrer regulären Altersrente. Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen, haben Sie einen Rechts­anspruch auf die sogenannte Grundsicherung im Alter. Die Höhe der Grundsicherung wird dabei individuell berechnet. Die Regelsatz-Pauschale beträgt 2020 für einen Alleinstehenden 432 Euro pro Monat, für Paare 389 Euro pro Person. Die Zahl der Bedürftigen ist hoch. Doch gerade ältere Menschen scheuen oft den Antrag und wollen keine Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen – aus Scham oder aus Sorge, ihre Kinder könnten zur Kasse gebeten werden. Doch die Sorge ist unberechtigt: Die Grundsicherung ist unabhängig vom Einkommen der Kinder – es sei denn, die Kinder verdienen über 100.000 Euro im Jahr. Übrigens: Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Zugang zur Grundsicherung für deutsche Rentner über einen neuen Freibetrag erleichtert.

Jetzt unabhängig vorsorgen

Sie möchten sich vor Altersarmut schützen und das Thema Vorsorge anpacken? Wir unterstützen Sie gern dabei.

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